Ein Blick
Was macht die Kunst?
Die Kunst geht nach Brot.
Das muss sie nicht, das soll sie nicht.
Lessing. Emilia Galotti
Die Künstlerin Hella Wolter setzt sich in ihren Werken mit der klassischen Ölmalerei, insbesondere mit der
Malkunst van Eycks auseinander.
Eine wichtige Werkgruppe stellen ihre Rosenbilder dar, die bei flüchtiger Betrachtung an die Alten Meister
erinnern – weniger das Motiv sondern vielmehr die Malweise lässt die Auseinandersetzung mit ihnen erahnen.
….Das Wesentliche meiner Technik liegt in dem Grundaufbau des Bildes:
So modelliere ich auf einen mit allen Unebenheiten belassenen Kreidegrund durch Weißhöhungen und
differenzierte Schattierungen einen „kompakten Kern“.
Es entsteht eine kontrastreiche Licht und Schatten Untermalung mit Tempera, über die eine Lasur aus Dammar,
Leinöl und Pigment gelegt wird.
Dieser mehrfach wiederholte Arbeitsprozess lässt nicht nur Plastizität und Tiefe entstehen, sondern auch eine
einzigartige Brillianz der Farben – Licht und Schatten als Koeffizient jeder farbigen Erscheinung…
Ihre Rosenbilder sind Großformate, die oft aus zwei (Diptychon) oder drei (Triptychon) Teilen bestehen, welche
Bestandteil der Gesamtkomposition sind.
Das Grundmotiv, die getrocknete Rose, suggeriert dem Betrachter eine Vielfalt von Interpretationsmöglichkeiten.
In der christlichen Ikonographie steht die Rose als Hinweis auf das Martyrium und die jungfräuliche Reinheit. Mit
Blick auf die Bilder von Wolter hat die christiche Symbolhaftigkeit wenig mit dem von ihr verwendeten Rosenmotiv
zu tun. Die Künstlerin möchte vielmehr mit der Gleichsetzung der Rose als „Schönheitssymbol“ brechen.
Hella Wolter setzt dabei in ihren Rosenbildern bewußt das Gefühl von „konstruierter“ Atmosphäre frei, die
einhergeht mit einer morbiden Stimmung...
Ihre Rosen finden ihre Darstellungsform zwischen dem Stilistischen und dem Abstrakten.
Sie erwecken das Gefühl einer abstrakten Erinnerung –
wie „Emotionen“, die im Wasser umspült davon getragen werden.
Nicole Götz
Kunsthistorikerin
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